Testbericht
Rocket Espresso Milano
Appartamento TCA
Das Team von Rocket hat seinen Einstieg in das Feld der Siebträgermaschinen mit einem – in unseren Augen – hübschen Update versehen. Vermutet hatten wir lediglich eine Art Facelift. Weit gefehlt, denn unter der Haube geht’s ebenso neu zu wie im Exterieur.
Steckbrief
Maschinenart: Zweikreiser
Brühgruppe: E61 Weiterentwicklung
Temperatursteuerung: PID auf vier Stufen
Maße: 270 x 448 x 358mm
Gewicht: 22 kg
Preis: ab 1.510,– €
Design: Valerio Cometti
Geblieben ist eigentlich nur, dass die Appartamento TCA ebenfalls ein E61-Zweikreiser mit Vibrationspumpe ist.
Neu: Redesign der Brühgruppe, komplettes Gehäuse mit abgerundeten Ecken und frischer Rückseite (betont werden die markanten Kreisauschnitte), Temperatursteuerung via PID in mehreren Stufen, endlich die von vielen gewünschte tiefere Abtropfschale, ergonomischere Dampfventile und eine zeitgemäße energiesparende Kesselisolierung. Toll ist außerdem der Edelstahlrahmen, der im Vergleich zu den anderen Appartamento-Modellen vor Rost schützt.
Features:
- Eco-Modus
- PID auf vier Stufen
- Kesselisolierung
- Vibrationspumpe
- No-Burn-Dampflanze
- 1,8l Kupferkessel
Was uns besonders gefällt:
- Design
- Temperatursteuerung
- Edelstahlrahmen (Rostschutz)
- größere Abtropfschale als Vorgänger
Im Gegensatz zu ihren direkten Mitbewerbern bietet die TCA (“Temperature Control Adjustment”) sogar vier Stufen, in denen man die Temperatur anpassen kann. Rocket gibt diese mit 0,9, 1,0, 1,1 und 1,2 Bar an. Das verrät zwar nicht mit welcher Temperatur der Kaffee extrahiert wird, ist aber letztlich in unseren Augen die “ehrlichere” Variante, da der Offset (die Differenz von Temperatur im Wärmetauscher zum Kontakt mit dem Kaffee) bei E61-Brühgruppen immer auch stark von Nutzungsdauer, Standzeit und Umgebungsvariablen abhängt.
Also haben wir uns kurzerhand unser Thermometer geschnappt und folgende Werte ermittelt:
Kessseldruck | Brühtemperatur |
---|---|
0,9 Bar | 89–90°C |
1,0 Bar | 91–92°C |
1,1 Bar | 94–95°C |
1,2 B | 97–98°C |
Beim Erhöhen der Temperatur konnten wir nicht ohne Cooling Flush auf stabile Brühtemperaturen kommen. Gibt man der TCA jedoch etwas Zeit, schwingt sie sich sehr gut ein.
Generell sollte man der Kleinen Zeit einräumen. Die neue Brühgruppe scheint nochmals massiver als bei allen anderen Rockets. Die Maschine signalisiert interne Bereitschaft per Wechsel von blauem zu weißem Lämpchen nach ungefähr 8,5 Minuten, doch der erhöhte Materialeinsatz an der Front fordert seinen Tribut. Vor diesem Hintergrund wundert es uns nicht, dass wir erst nach etwa 30 Minuten Aufheizzeit 90 Grad Brühtemperatur stabil messen konnten.
So funktioniert die TCA
Nachdem wir nun sicher sind, dass einem guten Espresso zumindest temperaturseitig nichts mehr im Wege steht, stellen wir unsere Mühle ein. Der dritte Schuss sitzt – cremig, seidig und durch minimalste Säure nicht langweilig am Gaumen.
Jetzt, da alles läuft, wie es soll, schauen wir, was eine Temperaturänderung bewirkt.
Leider hat Rocket nicht einfach einen Schalter montiert. Man muss vielmehr wenig intuitiv „Morse-Code-artig“ den Hauptschalter sowie den Bezugshebel parallel betätigen, um ins Temperatur-Menü zu gelangen.
Hier angekommen heißt es: „Wie oft blinkt das Lämpchen rot?“. Einmal? Zweimal? Dreimal? Viermal? Die Anzahl verrät die eingestellte Heizstufe.
Die Änderung nach oben klappt erwartungsgemäß recht fix. Ein paar Sekunden gespült, und die gewünschte Stufe ist erreicht und ergibt einen durchaus anderen Espresso. Wen die dezente Säure zuvor gestört hat, wird nun erfreut feststellen, dass diese deutlich in den Hintergrund tritt und stattdessen kräftige Schokonoten überwiegen. Gefällt!
Den letzten Shot können wir nun auch noch zu Ende brühen, ohne dass die Maschine sich mittendrin abschaltet, da die TCA ihren Wasserstand nun deutlich weiter oben im Tank misst und nicht mehr im Ventilstutzen wie die “klassische” Appartamento.
Milch können wir, wie nicht anders zu erwarten bei Rocket, sehr gut schäumen. Auch hier helfen natürlich die unterschiedlichen Stufen. Wir schäumen auf der werksseitig eingestellten zweiten Stufe, also mit 1,0 bar.
Homecoming. Durch die Stufen natürlich noch justierbar, kann aber jeder – vom Einsteiger bis zum Vollprofi – kinderleicht Milch auf gewünschte Temperatur und Struktur bringen.
Nichts zu meckern!
Fazit:
Tolle Maschine! Im Design, wie auch in der Funktion, ihren Preis absolut wert. Wir sind vom Fleck weg Fans.
Hut ab, Rocket, schönes Ding.
Anmerkung: getestet wurde ein Vorserienmodell, dessen Siebträgergriffe noch nicht der finale Version entsprachen.
Vor- und Nachteile
Pro:
- variable Temperatursteuerung
- Preis-Leistung
- Design
- Kesselisolierung
- Edelstahlrahmen
- umfangreiches Zubehör
Contra:
- lange Aufheizzeit
- umständliches Einstellen der Kesseltemperatur
Fact Sheet
Maschinenart: Zweikreiser
Brühgruppe: E61 Weiterentwicklung
Temperatursteuerung: PID auf vier Stufen
Maße: 270 x 448 x 358 mm
Gewicht: 22 kg
Preis: ab 1.510,– €
Design: Valerio Cometti
Test-Setup:
Mühle: Ceado E37S
Kaffee: die espressonisten – “Green Machine 2.0”
Tamper: mitgelieferter Rocket Tamper
Milchkanne: Rocket Competition Sandy Black 0,35l
Waagen: Acaia Pearl und Lunar
Wasser: BWT Bestprotect